Schiebefeste Gewebe für Carbon-Sichtbauteile: Unterschied zwischen den Versionen
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Bei Sichtcarbon-Anwendungen ergibt sich eine harmonische Optik, wenn die Garnfilamente im Laminat gerade und parallel verlaufen. Dies ist bei den üblichen Verstärkungsgeweben oftmals nicht ganz einfach zu erreichen, da sich die einzelnen Garne beim Handling oder beim Laminieren, je nach Gewebetyp (je leichter, desto eher), mehr oder weniger leicht verschieben können.<br>Bei technischen Bauteilen wird dies oft hingenommen, weil es die Festigkeit nicht oder nur in sehr geringem Maße beeinflusst. Bei Bauteilen mit Carbonoptik stören aber schon kleinste Unregelmäßigkeiten. | Bei Sichtcarbon-Anwendungen ergibt sich eine harmonische Optik, wenn die Garnfilamente im Laminat gerade und parallel verlaufen. Dies ist bei den üblichen Verstärkungsgeweben oftmals nicht ganz einfach zu erreichen, da sich die einzelnen Garne beim Handling oder beim Laminieren, je nach Gewebetyp (je leichter, desto eher), mehr oder weniger leicht verschieben können.<br>Bei technischen Bauteilen wird dies oft hingenommen, weil es die Festigkeit nicht oder nur in sehr geringem Maße beeinflusst. Bei Bauteilen mit Carbonoptik stören aber schon kleinste Unregelmäßigkeiten. | ||
Man hat deshalb überlegt, wie man ein Verschieben der Fasern weitestgehend verhindern kann, ohne andere Eigenschaften der Gewebe negativ zu beeinflussen. Die optimale Lösung fand man schlussendlich in einer Methode, bei der eine geringe Menge schmelzbarer | Man hat deshalb überlegt, wie man ein Verschieben der Fasern weitestgehend verhindern kann, ohne andere Eigenschaften der Gewebe negativ zu beeinflussen. Die optimale Lösung fand man schlussendlich in einer Methode, bei der eine geringe Menge schmelzbarer Epoxidharzkleber, einseitig auf das Gewebe aufgebracht wird. Im Falle der Gewebe von R&G / ECC lässt sich dieses Aufbringen mit einer Art “Einpudern” vergleichen. So erreicht man mit einer minimalen Menge an EP-Binder, eine maximal gleichmäßige Benetzung der Fasern. | ||
Dadurch wird das Gewebe weitestgehend schiebefest und lässt sich wesentlich einfacher verarbeiten. Gerade bei den leichten und offenen Kohlegeweben (160 g/m<sup>2</sup>) macht sich dies sehr positiv bemerkbar. Man kann das Gewebe anfassen, abrollen, auflegen und laminieren, ohne dass sich die Garne verschieben. Zudem ist es sehr angenehm, dass man das Gewebe schneiden kann, ohne dass an der Schnittstelle Fäden herausfallen und das Gewebe anfängt sich “aufzulösen”. | Dadurch wird das Gewebe weitestgehend schiebefest und lässt sich wesentlich einfacher verarbeiten. Gerade bei den leichten und offenen Kohlegeweben (160 g/m<sup>2</sup>) macht sich dies sehr positiv bemerkbar. Man kann das Gewebe anfassen, abrollen, auflegen und laminieren, ohne dass sich die Garne verschieben. Zudem ist es sehr angenehm, dass man das Gewebe schneiden kann, ohne dass an der Schnittstelle Fäden herausfallen und das Gewebe anfängt sich “aufzulösen”. | ||
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'''Links: Rechts:<br> | '''Links: Rechts:<br>Epoxid-Binder glatte Vorderseite'''<br>'''Rückseite'''<br> | ||
Bild: Struktur eines schiebeverfestigten Kohlegewebes. Der schmelzbare | Bild: Struktur eines schiebeverfestigten Kohlegewebes. Der schmelzbare Epoxidharz-Binder bildet einseitig eine tröpchenartige, trockene Oberfläche. Der Binder beeinträchtigt nach aller Erfahrung weder die Tränkbarkeit noch die Harz/Faserhaftung. '''Die Rückseite des Gewebes ist glatt, ohne Binderauftrag.'''<br><br>Durch '''Wärme''' (z.B. in einem Presswerkzeug) kann das Gewebe vor dem Tränken mit Harz '''vorgeformt '''werden. Bei einem mehrschichtigen Aufbau haften die Lagen untereinander, da der EP-Binder aufgeschmolzen wird und die Schichten dadurch "verklebt". So ist es möglich, Vorformlinge ("Preforms") herzustellen, die dann in einem späteren Prozess im Formwerkzeug mit Harz imprägniert werden.<br><br>Auch ein '''Aufbügeln auf dem Untergrund '''(z.B. beim Beschichten von Oberflächen) ist grundsätzlich möglich. Das Gewebe wird dabei aber nur angeformt und muß noch mit Harz getränkt werden. Dieses Verfahren zeigen wir nachfolgend beispielhaft an der Beschichtung eines Motorradspiegels. | ||
Falls das Gewebe beim normalen '''Handlaminieren''' ohne Aufschmelzen des Binders verarbeitet wird, achten Sie bitte darauf, dass die glatte Seite auf die spätere Sichtseite der Form gelegt wird. Sonst bilden sich zuviele kleine Luftbläschen, weil das Gewebe durch die "Tröpfchen" des EP-Binders nicht flächig anliegt. | Falls das Gewebe beim normalen '''Handlaminieren''' ohne Aufschmelzen des Binders verarbeitet wird, achten Sie bitte darauf, dass die glatte Seite auf die spätere Sichtseite der Form gelegt wird. Sonst bilden sich zuviele kleine Luftbläschen, weil das Gewebe durch die "Tröpfchen" des EP-Binders nicht flächig anliegt. | ||
==== Beschichtung eines Motorradspiegels mit Kohlegewebe 245 g/m<sup>2</sup> schiebefest und | ==== Beschichtung eines Motorradspiegels mit Kohlegewebe 245 g/m<sup>2</sup> schiebefest und Epoxidharz ==== | ||
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Aktuelle Version vom 20. November 2024, 15:54 Uhr
Schiebefeste Gewebe
Bei Sichtcarbon-Anwendungen ergibt sich eine harmonische Optik, wenn die Garnfilamente im Laminat gerade und parallel verlaufen. Dies ist bei den üblichen Verstärkungsgeweben oftmals nicht ganz einfach zu erreichen, da sich die einzelnen Garne beim Handling oder beim Laminieren, je nach Gewebetyp (je leichter, desto eher), mehr oder weniger leicht verschieben können.
Bei technischen Bauteilen wird dies oft hingenommen, weil es die Festigkeit nicht oder nur in sehr geringem Maße beeinflusst. Bei Bauteilen mit Carbonoptik stören aber schon kleinste Unregelmäßigkeiten.
Man hat deshalb überlegt, wie man ein Verschieben der Fasern weitestgehend verhindern kann, ohne andere Eigenschaften der Gewebe negativ zu beeinflussen. Die optimale Lösung fand man schlussendlich in einer Methode, bei der eine geringe Menge schmelzbarer Epoxidharzkleber, einseitig auf das Gewebe aufgebracht wird. Im Falle der Gewebe von R&G / ECC lässt sich dieses Aufbringen mit einer Art “Einpudern” vergleichen. So erreicht man mit einer minimalen Menge an EP-Binder, eine maximal gleichmäßige Benetzung der Fasern.
Dadurch wird das Gewebe weitestgehend schiebefest und lässt sich wesentlich einfacher verarbeiten. Gerade bei den leichten und offenen Kohlegeweben (160 g/m2) macht sich dies sehr positiv bemerkbar. Man kann das Gewebe anfassen, abrollen, auflegen und laminieren, ohne dass sich die Garne verschieben. Zudem ist es sehr angenehm, dass man das Gewebe schneiden kann, ohne dass an der Schnittstelle Fäden herausfallen und das Gewebe anfängt sich “aufzulösen”.
Technisch bedingt kommt es beim Ausrüsten des Gewebes mit EP-Binder zu leichten Verschiebungen der Garne, da das Gewebe komplett umgespult werden muß. Ein absolut gleichmäßiges Webbild kann über die gesamte Rollenlänge nicht garantiert werden.
R&G liefert diverse Kohlegewebe in Leinwand- und Köperbindung mit schiebefester Ausrüstung:
Bei diesen Geweben handelt es sich um ECC-Luftfahrtqualität, die von vornherein bereits eine gute Optik aufweist. Theoretisch lassen sich alle Gewebe (auch Glas und Aramid) schiebeverfestigen, sofern die Mindestmenge von ca. 100 - 500 m2 (je nach Type) erreicht wird. Bei Interesse fragen Sie bitte bei uns an.
Links: Rechts:
Epoxid-Binder glatte Vorderseite
Rückseite
Bild: Struktur eines schiebeverfestigten Kohlegewebes. Der schmelzbare Epoxidharz-Binder bildet einseitig eine tröpchenartige, trockene Oberfläche. Der Binder beeinträchtigt nach aller Erfahrung weder die Tränkbarkeit noch die Harz/Faserhaftung. Die Rückseite des Gewebes ist glatt, ohne Binderauftrag.
Durch Wärme (z.B. in einem Presswerkzeug) kann das Gewebe vor dem Tränken mit Harz vorgeformt werden. Bei einem mehrschichtigen Aufbau haften die Lagen untereinander, da der EP-Binder aufgeschmolzen wird und die Schichten dadurch "verklebt". So ist es möglich, Vorformlinge ("Preforms") herzustellen, die dann in einem späteren Prozess im Formwerkzeug mit Harz imprägniert werden.
Auch ein Aufbügeln auf dem Untergrund (z.B. beim Beschichten von Oberflächen) ist grundsätzlich möglich. Das Gewebe wird dabei aber nur angeformt und muß noch mit Harz getränkt werden. Dieses Verfahren zeigen wir nachfolgend beispielhaft an der Beschichtung eines Motorradspiegels.
Falls das Gewebe beim normalen Handlaminieren ohne Aufschmelzen des Binders verarbeitet wird, achten Sie bitte darauf, dass die glatte Seite auf die spätere Sichtseite der Form gelegt wird. Sonst bilden sich zuviele kleine Luftbläschen, weil das Gewebe durch die "Tröpfchen" des EP-Binders nicht flächig anliegt.
Beschichtung eines Motorradspiegels mit Kohlegewebe 245 g/m2 schiebefest und Epoxidharz
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Bild 1 + 2
Bei diesem Massenprodukt aus dem Zubehörhandel wird zunächst der Spiegel mit Klebeband abgedeckt.
Bild 3 + 4
Die zu beschichtende Oberfläche, in diesem Fall die Rückseite, wird angeschliffen.
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Bild 5 + 6
Ein passendes Stück schiebefestes Kohlgewebe wird zugeschnitten....
Bild 7 + 8
...und aufgebügelt. Der EP-Binder schmilzt...
Bild 9 + 10
... und die Form bleibt nach dem Abkühlen erhalten.
Bild 11 + 12
Bauteil nach dem Besäumen der Kante und beim Auftragen von Epoxidharz.
Bild 13
Das fertige Laminat vor dem Schleifen.
Bild 14
Das fertige Bauteil mit Klarlack-Oberfläche.